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Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen



Per Jėzaus kančią į dangiškojo Tėvo namus.
Erlando Bartulio fotografija

Die Frömmigkeitstradition

Die Kirche des Bernhardinerklosters von Tytuvėnai besitzt seit ihrer Konsekration im Jahre 1635 eine einzigartige unverwechselbare bernhardinische Frömmigkeitstradition, die ihrem Titel der allerheiligsten Jungfrau Maria, der Königin der Engel, zu eigen ist. Den Hauptaltar schmückt seit dem dritten Jahrzehnt des XVII. Jahrhunderts das berühmte Gnadenbild der Gottesmutter mit dem Jesuskind. Als in den Jahren 1770 bis 1781 die Kreuzwegstationen und die Kapelle der Treppe Christi, oder die auch Heilige genannt werdende Treppe errichtet wurden, erhielt das Ensemble eine zweifache Bestimmung als Wallfahrtsort. Die Wallfahrer, die die Kirche in Tytuvėnai besuchten, konnten die Muttergottes um Gnaden anrufen und den Porciuncula-Ablass erlangen. Andererseits wurde der Kreuzweg mit der Heiligen Treppe zu einem zweiten Anziehungspunkt. Auf diese Weise überkreuzten sich im sakralen Ensemble von Tytuvėnai die Marienfrömmigkeit mit der Frömmigkeit des leidenden Christus.

Die Bernhardiner widmeten dem Kreuzweg ihre besondere Aufmerksamkeit. Mit der Errich-tung des Kreuzweges in Tytuvėnai wollte man die Idee der „Nähe“ des Klosters zur Heiligen Stadt, dem Bild des Neuen Jerusalem, ausdrücken. In den Jahren 1771 bis 1780 wurde für die Errichtung der Kreuzwegstationen gegenüber der Kirche ein geräumiger geschlossener Innen-hof mit Arkadengalerien errichtet, die sich unverändert bis zum heutigen Tag erhalten haben.
Papst Benedikt XIII. verlieh den Stationen einen Ablass.

In den Jahren 1774–1775 wurde im Zentrum der Galerie die Kapelle der Treppe Christi – auch heilige Treppe genannt , erbaut. Sie spiegelt wider, daß in der Zeit nach dem Konzil von Trient der Kult der Heiligen Treppe begann sich in den Kalvarien Europas zu verbreiten. Die Heilige Treppe lehnte sich an die Tradition des Besuchs des Kreuzweges an. Ihr Besuch jedoch und das Beschreiten des Kreuzweges existierten anfänglich als zwei verschiedene reli-giöse Praktiken. Der Kult der Heiligen Treppe stützte sich auf den Glauben, daß Christus in seiner Leidenzeit sechs Mal die 28 Stufen zählenden Marmortreppe im Palast des Pilatus emporstieg. Das Leiden Christi meditierend stiegen die Wallfahrer auf dem einen Weg der Treppe nach oben, auf dem anderen – wieder nach unten. Dies verrichtend küssen sie auf jedere Stufe die unter einer Glasglocke bewahrten heiligen Reliquien. Der Besuch der Heiligen Treppe sollte das Mitleiden des Herzens des Wallfahrers mit dem Leiden und der Erniedrigung Jesu steigern und sich vereinen mit der Erniedrigung und und Aufopferung, die Jesus zeigte, als er sich für die Sünden der Menschheit aufopferte. Im Jahre 1774 verlieh Papst Clemens XIV. für die Gläubigen, die die Christustreppe des Klosters Tytuvėnai besuchen und seine Wege gehen, einen Ablass an vier durch den Bischof von Niederlitauen zu bestimmenden Tagen. Im Jahre 1775 bestimmte der Bischof als Ablasstage die Oktaven der Feste der Heiligen drei Könige,von Christi Himmelfahrt, dem Fest Johannes des Täufers und dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Im XVIII. Jahrhundert wurde in Vilnius ein Wallfahrtsführer für die Wallfahrer zu den Heiligen Treppen des Klosters in Tytuvėnai herausgegeben.

Der Kult der Heiligen Treppen ist bis auf den heutigen Tag lebendig. In der Gegenwart wer-den die Heiligen Treppen von Wallfahrer aus ganz Litauen, aber auch aus dem Ausland besucht. Dabei halten sich die Wallfahrer streng an die Tradition, die Heilige Treppe nur auf den vorgeschriebenen Wegen zu besteigen, die sich unter Glasglocken befindlichen Reliquien zu küssen und auf jeder Stufe ein Gebet zu sprechen.

Seit dem Jahre 2003 machen jedes Jahr im September die Teilnehmer des Wallfahrtszuges vom Kreuzberg nach Šiluva Station zur Erholung in Tytuvėnai. Im Jahre 2007 versammelten sich in der Kirche von Tytuvėnai mehr als Tausend Wallfahrer, um das allerheiligste Altars-sakrament zu verehren und die Lieder des Kirchenchors von Tytuvėnai zu hören.

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