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Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen


Heiligtum, in dem das Herz des litauischen Volkes schlägt.
Johannes Paul II.
Stebuklingas Šv. Kazimiero Trirankio paveikslas. XVI a. Antano Lukšėno fotografija

Der heilige Kasimir

Der hl. Kasimir ist der Patron Litauens und einer der Patrone Polens; seit 1948 Patron der Jugend Litauens, seit 1960 auch der Mitglieder des Malteserordens. Kasimir wurde als zweiter Sohn der Königsfamilie am 3. Oktober 1458 in Krakau geboren. Er lebte nur kurz – verstarb am 4. März in Litauen auf der Burg Gardinas, nicht einmal 26 Jahre alt. Eines der herausragendsten Ereignisse im Leben des Kronprinzen Kasimir war die Teilnahme an dem Feldzug 1471 nach Ungarn, als seine Mutter, sich auf ihre angestammten Rechte stützend, den Prinzen auf den Thron Ungarns setzen wollte. Der Feldzug endete zwar mit einer Niederlage, aber Kasimir gewann hier die für einen künftigen Herrscher notwendige Lebenserfahrung und als Christ geistige Reife. Sein Vater bezog Kasimir immer mehr in die Staatsgeschäfte ein. Der Jüngling besaß alle Züge eines Herrschers: politisches Verständnis, Klugheit, Bildung, persönlichen Charme, und wenn nötig – die Fähigkeit streng und fest zu sein.

Dadurch unterschied er sich sofort von der Mehrzahl der damals Herrschenden. Anstatt die Privilegien seines Standes auszunutzen und nach politischer Macht zu streben, vermied er jeglichen Prunk. In der Ausübung staatlicher Ämter war er bemüht, allen gegenüber gerecht zu sein. Kasimir widersetzte heftig sich den Gepflogenheiten seiner damaligen Umgebung. Den Kult des Angenehmen verwerfend, bemühte er sich, nach seinem Gewissen zu leben und dem Beispiel Jesu zu folgen: er war verständnisvoll und empfindsam gegenüber den Armen und besuchte die Kranken. Sein Umgebung bemühte sich nicht, seine Lebensweise zu verstehen; sie machte ihm deshalb Vorwürfe und versuchte sogar ihn durch Ausübung von Druck zu verändern. Den Hof verwunderte die Einstellung des Jünglings keusch zu bleiben, während die ihn Umgebenden gemäß der damaligen Tradition einluden, zum Zwecke der Gesundheit intime Beziehungen mit Frauen zu haben. Bis auf den heutigen Tag ist der berühmte Ausruf des Kronprinzen Kasimir überliefert geblieben: „Lieber sterben als sündigen!“ Die zwei letzten Lebensjahre verbrachte Kasimir in Litauen, meist in Vilnius.

Der Dom von Vilnius war die Lieblingskirche des Kronprinzen Kasimir. Einmal war er so in der Kirche vertieft, daß er darüber die Mittagsessenzeit vergaß, zu der er als Thronfolger eigentlich zu Tisch mit den Amtsträgern Litauens und den ausländischen Gästen sitzen sollte. Es wird berichtet, daß der Kronprinz oft nachts oder am frühen Morgen an den verschlossenen Türen des Doms betete. Er war ein besonderer Verehrer der allerheiligsten Jungfrau Maria.

Nach seinem Tod 1484 wurde Kasimir in der königlichen Kapelle des Doms von Vilnius beigesetzt. In ihr ruhten die sterblichen Überreste des Kronprinzen mehr als 100 Jahre. Nach Kasimirs Tod ging sofort die Kunde von Wundern, die geschahen, weil er um seine Für-sprache angerufen worden war. Seine Hilfe erfuhren unterschiedliche Menschen und das Land: im Kampf mit den Russen erschien der hl. Kasimir den litauischen und polnischen Kriegern als weißer Reiter wie der Vytis im Wappen Litauens. Die Verehrung für Kasimir wuchs. An seinem Grab fanden sich in zunehmendem Maße Voten als Zeichen der Dankbarkeit. Anfang des XVI. Jahrhunderts begann der Kanonisationsprozess. Nachdem Klemens VIII. ihn abschloss, fanden 1604 im Dom von Vilnius die Kanonisationsfeier – lichkeiten statt . Während dieser Tage zog durch die Straßen der Stadt ein großer freudiger Menschenzug, die Fahne des hl. Kasimir wurde in die Stadt hineingetragen. 1636 wurde zu Ehren des frommen und sich durch Wunder auszeichnenden sanften Kronprinzen die neue, jetzige Kapelle errichtet und in sie der Sarg des hl. Kasimir übertragen. Während des Krieges mit Russland 1655–1661 nach der Einnahme von Vilnius durch die Russen, wurden der Dom und die Kasimirkapelle geplündert. Die Gebeine des Heiligen wurden für einige Zeit ausgelagert und verborgen.1667 wurden die Reliquien zurück in den Dom gebracht. 1692 wurde die Kapelle erneuert und hat sich seit dieser Zeit nur wenig verändert. Der Leib des Heiligen wurde noch einmal kurz zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts aus dem Dom gebracht, als im Krieg zwischen Russland und Schweden auch Litauen betroffen war. Am längsten dauerte die Zeit der Verbannung der Reliquien in der Sowjetzeit – als die Kathedale fast 40 Jahre geschlossen war. Am 4. März 1989 wurde der Sarg des hl. Kasimir feierlich aus der St. Peter und Paulskirche in den Dom zurückgetragen .

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